Physiotherapie mit Kindern ist ein Spezialgebiet unserer Praxis. Speziell ausgebildete und geschulte Therapeutinnen legen Wert auf eine empatische und einfühlsame Behandlung Ihres Kindes.

Wir arbeiten individuell nach den Bedürftnissen Ihres Kindes ganzheitlich nach verschiedenen Therapieansätzen.

KISS-Syndrom – wenn der Start ins Leben unter Spannung steht

Einige Babys zeigen von Anfang an Unruhe, weinen viel, neigen dazu, ihren Kopf immer nur in eine Richtung zu drehen oder wirken einfach „unwohl“ in ihrem eigenen Körper. Für Eltern kann das sehr belastend sein, besonders wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, aber keine klare Diagnose erhalten.

Ein möglicher Grund für solche frühen Auffälligkeiten könnte das KISS-Syndrom sein. Die gute Nachricht ist, dass sich die Beschwerden in der Regel mit einer frühzeitigen, gezielten physiotherapeutischen Behandlung gut beeinflussen lassen – sanft, ganzheitlich und kindgerecht.

Was ist das KISS-Syndrom?

KISS steht für: Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung. Dieser Begriff beschreibt funktionelle Bewegungseinschränkungen im Bereich der oberen Halswirbelsäule, die bei Säuglingen zu asymmetrischen Haltungen und Spannungsmustern führen können. 

Der Name wurde in den 1990er-Jahren von Dr. Heiner Biedermann geprägt. Obwohl es sich nicht um eine schulmedizinische Diagnose im engeren Sinne handelt, hat sich der Begriff als nützliche Beschreibung für ein häufiges Phänomen in der Kinderphysiotherapie etabliert.

Mögliche Ursachen für ein KISS-Syndrom

Die genauen Ursachen sind oft nicht eindeutig zu bestimmen. Häufig entsteht ein KISS-Syndrom durch mechanische Belastungen während Schwangerschaft und Geburt:

  • Beengte Lage im Mutterleib (z. B. bei Zwillingen oder Beckenendlage)
  • Schnelle oder sehr lange Geburtsverläufe 
  • Geburt mit Saugglocke oder Zange 
  • Kaiserschnitt, insbesondere nach Geburtsstillstand 
  • Starke Zug- oder Drehbewegungen im Geburtskanal 
  • Einseitiges Handling nach der Geburt

Diese Faktoren können zu Blockierungen oder Spannungen in den oberen Kopfgelenken führen – also dort, wo Kopf, Wirbelsäule und Nervensystem eng miteinander verbunden sind.

Typische Anzeichen bei Babys

Das KISS-Syndrom kann sich durch verschiedene Symptome zeigen, oft in Kombination:

  • Asymmetrische Kopfhaltung, zum Beispiel immer dieselbe Lieblingsseite 
  • Abgeflachter Hinterkopf auf einer Seite (Plagiozephalie) 
  • Schwierigkeiten beim Stillen (zum Beispiel nur an einer Brust) 
  • Vermehrtes Schreien, Unruhe und scheinbare „Berührungsempfindlichkeit“ 
  • Probleme beim Liegen in Rückenlage 
  • Überstreckung des Körpers, besonders beim Hochnehmen 
  • Auffälliges Spannungsverhalten (entweder „zu fest“ oder „zu schlaff“)

Wichtig: Nicht jedes dieser Symptome bedeutet automatisch ein KISS-Syndrom. Wenn jedoch mehrere dieser Auffälligkeiten gleichzeitig auftreten oder sich die Situation auch nach einigen Wochen nicht verbessert, ist es ratsam, eine physiotherapeutische Abklärung in Betracht zu ziehen.

Behandlung des KISS-Syndroms in der Kinderphysiotherapie

In der Praxis für Physiotherapie Helga Hebestreit gehen wir bei Verdacht auf KISS mit großer Sorgfalt vor. Grundlage jeder Behandlung ist eine gründliche Befundaufnahme, bei der Haltung, Bewegung, Muskelspannung und das Verhalten des Kindes im Ganzen beobachtet werden.

Unsere Behandlungsansätze sind:

Bobath Konzept

Übungen aus dem Bobath Konzept können helfen, dass ihr Baby die notwendigen Meilensteine der kindlichen Entwicklung erlernt und zu einer muskulären Balance zurückfindet.

Vojta-Therapie 

Die Vojta-Methode aktiviert über bestimmte Reizpunkte angeborene Bewegungsmuster. Sie hilft, Symmetrie und Körperspannung sanft zu regulieren – auch bei Säuglingen mit KISS-Problematik. Eltern werden in die Behandlung einbezogen und erhalten klare Anleitungen für die Durchführung zu Hause. Diese Übungen wirken schnell und effektiv. Gerne benutzen wir den Vergleich, dass wir durch Vojta die Möglichkeit haben die „Festplatte“ ( die Großhirnrinde) neu, nämlich in symmetrischen Aufrichtemechanismen, zu beschreiben. 

Sanfte manuelle Techniken 

Auch craniosacrale Techniken, zum Beispiel an Schädel und Wirbelsäule, werden eingesetzt – selbstverständlich kindgerecht, mit viel Feingefühl und ohne ruckartige Bewegungen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass unsere kleinen PatientInnen maximal von dieser interdisziplinären Behandlung von Physiotherapie und Osteopathie profitieren, die in unserer Praxis unter einem  Dach gegeben ist. Das bedeutet für Sie als Eltern kein extra Weg und unkomplizierte Kommunikation. 

Elternberatung & Haltungsschulung

Ein wichtiger Bestandteil ist die Beratung der Eltern. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Kind im Alltag sinnvoll lagern, tragen und unterstützen können – ohne zusätzliche Belastung für die empfindliche Wirbelsäule.

Was Eltern wissen sollten

Die Behandlung wird erst mit individueller Physiotherapie vollständig, effektiv und nachhaltig. Durch gezielte Übungen helfen wir Ihrem Kind, wichtige motorische Fähigkeiten zu entwickeln, das Gleichgewicht zu verbessern und muskuläre Dysbalancen frühzeitig auszugleichen. Dabei orientieren wir uns stets an den natürlichen Bewegungsabläufen und dem jeweiligen Entwicklungsstand Ihres Kindes.

Viele Eltern fragen sich: „Wächst sich das nicht von allein aus?“ Tatsächlich können manche leichten Asymmetrien im Laufe der Entwicklung verschwinden. Wenn ein Kind jedoch anhaltende Beschwerden zeigt oder sich nur auf einer Körperseite entwickelt, ist frühes Handeln wichtig – denn Bewegung ist die Basis für Entwicklung.

Unbehandelte KISS-Symptomatiken können sich später in Form von:

  • Asymmetrischem Krabbeln oder Sitzen
  • Schiefhals
  • Konzentrationsproblemen
  • Kopfschmerzen
  • Haltungsschwächen
  • Skoliosen 

manifestieren – was keineswegs Angst machen soll, aber zeigt, wie wichtig frühzeitige Unterstützung ist.

Unsere Haltung in der Praxis Hebestreit

Für uns steht das Kind im Mittelpunkt – nicht die „Störung“. Wir betrachten KISS nicht als Etikett, sondern als Hinweis, dass der Körper Unterstützung braucht, um sein Gleichgewicht wiederzufinden.

Mit viel Erfahrung, Einfühlungsvermögen und einem ganzheitlichen Blick begleiten wir Eltern und Kinder in dieser sensiblen Phase. Wir erklären verständlich, was wir sehen, und handeln nur, wenn es therapeutisch sinnvoll und abgestimmt auf Ihr Kind ist.

Früh erkennen – sanft begleiten

Das KISS-Syndrom ist keine „Krankheit“, aber ein häufiges funktionelles Ungleichgewicht in den ersten Lebenswochen. Mit gezielter Kinderphysiotherapie, fundierter Befundung und vertrauensvoller Begleitung lässt sich viel erreichen – nicht nur für den Körper des Kindes, sondern auch für die Entlastung und Sicherheit der Eltern.

Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Baby betroffen ist, zögern Sie nicht, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir beraten Sie ehrlich, verständlich und mit Blick auf das, was Ihr Kind wirklich braucht.